Sonntag, 29. November 2009

Erster Advent

Kann's nicht glauben, dass wir hiermit schon wieder offiziell in der Adventszeit sind. Das Jahr hat doch grad erst angefangen! Dafür ist hier heut ein richtig herbstlicher Sonntag an dem man gar nicht das Haus verlassen will weil's nur stürmt und nieselt. Also lass ich's und werd mir lieber später Casablanca auf spanisch reinziehen.

Letztens hab ich mein spanischen Kochbuch ausprobiert. War irgendwie doch überrascht, dass ich kein einziges Gericht mit Pasta gefunden habe. Das ist mal eine gravierende Umstellung meines Diät-Planes. Hab mir dann "Judías verdes con níscalos" ausgesicht, was aussah wie Bohnen mit Rindergeschnetzeltem. Als ich allerdings in der Fleischabteilung nach "níscalos" fragte, wurde ich nur verständnislos angeschaut und an eine Kollegin verwiesen (also persönlich hinbegleitet und mit viel Lachen und Rufen vorgestellt als ein hilfloser Kunde), die irgendwie mit mir englisch reden wollte, ich aber kein Wort verstanden habe und auf spanisch bestehen musste. Die kannte die niscalos auch nicht aber eine ältere Dame, die daneben stand und zwangsläufig alles haargenau mitgekriegt hat, hat mich daraufhin zugetextet, dass sie die Dinger kennt und das seien so-und-so-Sachen aber die gibts hier nicht. Daraufhin musste allerdings ihr Mann lautstark einwerfen, dass es die sehrwohl gibt und er vorhin eine Schachtel gesehen hat aber nur eine. Daraufhin lief er los (ich wurde weiterhin von der Frau zugetextet) und kam mit einer Schachtel Pilzen zurück. Die sahen mit aber erstens nicht sehr bekömmlich aus und waren mit zweitens mit 12 Euro a bisserl zu teuer (scheint ein Gourmet-Kochbuch zu sein). Das den beiden nach all ihren Mühen klar zu machen, brachte ich allerdings nicht übers Herz und so nahm ich die Pilze dankend an - und hab beschlossen, lieber doch Bohnen mit Rind zu machen.

Dafür bin ich jetzt in meinem Supermarkt bekannt und werde jetzt von den beiden involvierten Mitarbeitern mit einem breiten Lächeln begrüst und gestern sogar gefragt, ob ich was suche, als ich ein bisschen verplant hin- und herlief, weil sich die verdammten Oliven nicht finden wollten.
Wenigstens erging es mir nicht so wie einer Komilitonin, die in einem Gemüseladen eine harmlose Frage stellte und seitdem vom Besitzer mit dessen Sohn verkuppelt werden will.

In diesem Sinee: einen schönen ersten Advent an euch alle!

Montag, 23. November 2009

Mucho pasado

Ich werde erst gar nicht versuchen, alles zu beschreiben, was in den letzten drei Wochen passiert ist. Unter anderem habe ich eine knappe Woche Urlaub gemacht, weil ich von gleich zwei Besuchern aus der Heimat beehrt wurde.

Zuerst hat Julia vorbeigeschaut und wir haben eine ausführliche Stadt-Tour gemacht. Sind also an einem Tag mal quer durch die ganze Stadt gelaufen - und zwar wirklich durch die ganze. Inklusive Aussicht vom 60m (oder doch 300?) Kirchturm. Das Wochenende wars allerdings unheimlich windig weswegen man fast weggeweht wurde. Dafür sind auch mal Plastiktüten vorbeigeflogen. Abends dann mit Freikarten in ein Konzert in der Stierkampfarena. Bunte Mischung von Rock bis Schlager. Sonntag Mittag haben wir der Blaskapelle einer Komilitonin zugehört. Die bestand ungefähr aus 120 Musikern - ausnahmslos Bläsern. Hatte ich noch gesehen und fands sehr cool. Statt erster Geige gabs ne erste Klarinette. Leider wars danach ein bisschen zu windig um den Strand wirklich genießen zu können.
Am Montag haben wir dann noch einen Ausflug in das nahegelegene Naturschutzgebiet gemacht. Das besteht aus einem See und inheimlich vielen überschwemmten Felder. Weiß allerdings immer noch nicht, was da angebaut wird. Aber das war mal ein beeindruckender Sonnenuntergang.

Und am Mittwoch rief dann der Sebi an, dass er am Abend spontan nach Barcelona fliegt weil's dahin billige Flüge gibt. Und weil's von hier aus günstige Züge durch Valencia gibt bin ich dann auch kurzerhand in den Norden. Leider nur für einen Tag, weil ich am Freitag eine Projektvorstellung hatte aber das ist einfach ne geile Stadt.
Und während wir durch die Gassen wanderten und an den Massen an urgemütlichen Bars und Restaurants vorbei hab ich mich einige mal gefragt, warum ich eigentlich nicht nach Barcelona bin. Der Gedanke verflog allerdings wieder als wir am Freitag liefen. Ist halt doch ne feine Stadt hier. Haben uns die Innenstadt und den Stadtpark angeschaut und ich hab mal wieder ne ganze Menge neuer Sachen kennengelernt an Orten, wo ich dachte, dass ich schon alles gesehen hätte.
Am Samstag dann mal wieder in die Stierkampfarena. Diesmal allerdings für eine Lebensmittel-Messe. Zahlreiche kleinere Stände haben Spezialitäten aus allen möglichen Regionen Spaniens angeboten. Der Haken war allerdings, dass diese Spezialitäten fast ausschließlich aus Schinken, Käse und Wein bestanden, allerdings kein Brot oder ähnliches angeboten wurde.

Am Sonntag gings fürn Sebi allerdings auch schon wieder zurück und ich musste den Rest der Woche mit dem Aufholen meiner Urlaubsversäumnisse beschäftigen. War außerdem eine sehr kulturreiche Woche. Dienstag Chorporbe, Mittwoch wunderschönes Klavierkonzert im Palau de las Musica, Donnerstag Theater "3 Sombreros de Copa", Freitag wieder in den Palau für das valencianische Sinfonieorchester, und Samstag Saxophon-Quartet. Man bildet sich also ;)

Sonntag dann endlich mal wieder Fußball gespielt. Diesmal auf Kunstrasen. Aber sehr taugsam. Und jetzt geht grad meine überraschend geschenkte Freistunde zuende, die ich sehr in der Sonne genossen habe (die sich eh grade hinter eine Palme versteckt).

Hasta luego, Nikolas

Montag, 2. November 2009

Senderismo

Endlich muss ich nicht mehr befürchten, dass ich meine Wanderschuhe umsonst mitgeschleppt habe. Am Samstag haben wir uns zu viert ein Auto gemietet und sind damit eineinhalb Stunden westlich zu einem Stausee gefahren um uns dort etwas die spanische Natur anzuschauen.

Die günstigste Autovermietung befindet sich in der Nähe des Flughafens, wohin ich Samstag in aller Herrgottsfrüh (um acht!) mit meinem Roller auf den Weg gemacht habe. Leider hatten wir keine Adresse weswegen ich dem vom Flughafen fahrenden Shuttlebus verfolgen musste und dabei die Höchstgeschwindigkeit meines Zweirads ausreizen durfte. Mit dem Ford Fiesta gings dann das erst für mit vier Rädern in den valencianischen Straßenverkehr. Das Abhandensein von Fahrspuren auf Kreuzungen und in Kreisverkehren (und auch sonst an allen möglichen Stellen) geht einem noch mehr ab, wenn man eine ganze ausfüllen würde. Besonders verwirrend sind die Kreuzungen, deren Straßen auf der eine Seite drei, und auf der anderen seite vier Spuren haben, sodass man plötzlich zwischen zweien fährt.

Gegen Mittag und nachdem wir uns bei eine Touristeninfo mit Kartenmaterial zugedeckt hatten und einer halbstündigen Fahrt durch ein absolutes Nichts, haben wir dann ein kleines Bergdorf mit 500 Einwohnern und Burg erreicht, wo unsere auserwählte Route startete. Meine Vorstellung von wie eng und steil Straßen sein können um gerade noch mit einem Kleinwagen befahrbar zu sein erfuhr allerdings eine enorme Ausdehnung.

Die Strecke war sehr beeindruckend, abwechslungsreich und zum Glück nicht allzu anstregenden, da die Temperaturen immernoch sommerlich sind und wir wegen einem Missverständnis zu wenig Wasser dabei hatten. Die Landschaft bot alles von verdörrten Feldern über strüppige Hänge bis zu üppig grünen Flusstälern mit gelb strahlenden Bäumen. Außerdem habe ich gelernt, dass Mandeln wie Blätter an Bäumen wachsen, von denen wir einige gefunden und uns an ihren Früchten bediehnt haben.

Der Rückweg verlief dann etwas entspannter auf einem breiten Feldweg, sodass man nicht mehr unterunterbrochen über Steine balancieren musste. Nach einem kleinen Querfeldein-Abschnitt - da die Markierung auf einen Pfad verwies, der nach ein paar Metern an einem strüppigen Hang endete - kamen wir wieder an den Fluß, dem wir auch auf dem Hinweg ein Stück gefolgt sind. Sein blau sah so unglaublich einladend aus, dass wir kurzerhand an einer ruhigen Stelle reingesprungen sind. Nach einem ganzen Tag schwitzen ist das eine unglaublich herrliche Erfrischen, auch wenn ich seit Norwegen nicht mehr in so kaltes Wasser gesprungen bin, dass nicht mehr einfach kalt war sondern weh tat.

Nachdem wir uns dann wieder abgetrocknet und angezogen hatten bemerkten wir allerdings, dass der schöne breite Feldweg nach 10 Metern hinter der nächsten Kurve urplötzlich auf einem Acker endete, welcher von eine Flußbiegung begrenzt wurde, womit wir in einer richtig Sackgasse steckten und umkehren mussten. Die Stelle zu finden, wo wir falsch abgebogen sind war nicht sehr schwer, aber die Sonne war bereits hinter den Bergen verschwunden, als wir noch im Fluss waren und es begann rasch dunkler zu werden. Mit der allerletzten Helligkeit und unterstützt von einem gelben Vollmond fanden wir zurück zu Auto. Eine viertel Stunde später war es stockfinster.

Leider war das Abenteuer noch nicht zu ende, da ich beim Versuch, das Dorf auf dem gleichen Weg zu verlassen herausfinden musste, dass man nicht alle von beiden Seiten befahren kann (man aber glaube ich schon). Bei einer 90°-Kurve bei gefühlten 100% Steigung war für den Fiesta schluss und die Reifen drehten beim Anfahren durch, weswegen ich wohl oder übel rückwarts zurück musste. Zum Glück fanden wir dann noch eine etwas freundlichere Straße und erschöpft aber glücklich gings wieder nach Valencia.