Montag, 15. Februar 2010

Cuanto tiempo

Schon einen ganzen Monat zurück in Spanien und hab noch immer nichts von mir hören lassen... tztztz. Das wird hiermit jetzt endlich mal geändert. Könnte jetzt allerdings ein bisschen länger dauern...


Heimaturlaub
Über Weihnachten war über drei Wochen dahoam. Dachte, ich spar mir ein bisschen und bin von Alicante (150km südlich von Valencia) nach Memmingen geflogen. Wollt mal sehen ob sich's lohnt. Das tut es sich allerdings ganz und gar nicht. Auf der Hin- und Rückreise war ich jeweils 12 Stunden unterwegs. Das ist es einfach nicht wert. Nach unserem Chorauftritt der Feier desselbigen mit unglaublich leckeren Häppchen hab ich mich um kurz nach Mitternacht in den letzten Bus nach Alicante gesetzt. Dort um drei Uhr morgens angekommen, konnte ich mir zum Glück ein Taxi mit ein paar anderen Deutschen mit dem gleichen Ziel teilen. Das Allgäu hat mich dann mit weihnachtlichen minus zehn Grad (zwanzig weniger als in Valencia) und dicken Schneeflocken empfangen. Zum Glück war mein Bruder so nett, mich in "Munich-West" abzuholen, sonst wäre ich wahrscheinlich noch weit später als 12 Uhr mittags in meinem Zimmer angekommen.

Nach vier Monaten Spanien wieder nach hause zu kommen ist wahrhaftig ein sehr merkwürdiges Gefühl. Es war fast so, als wäre ich nie weg gewesen und die ganzen letzten Wochen nur ein langer Traum. Bis auf ein paar neue Fotos auf dem Fensterbrett war auch alles noch haargenauso wie ich es verlassen hatte.
Richtig merkwürdig wurde es dann erst, als mein Fahrrad wieder flott machte und in die Stadt fuhr für einen kleinen Geschenke-Marathon. Anscheinend war ich halt doch gewohnt, dass alle Menschen auf der Straße eine andere Sprache sprechen und ich eigentlich nie etwas von den Wortfetzen verstehe. Dadurch bin ich recht sensibel für Wortzfetzen in meiner Muttersprache geworden und war nun etwas überfordert. Es dauerte ungefähr eine Woche bis ich mich genügend desensibilisiert hatte um mich nicht mehr nach jedem deutsch-sprechenden Passanten umzudrehen.

Für den 22. hatte ich ein Klassentreffen organisiert. Ich hätte jeden für verrückt erklärt, der mir vor fünf Jahren gesagt hätte, dass ich sowas mal machen würde, aber durch die Ferne und da es jetzt eine halbe Dekade her ist, ich gerade mein Studium abschließe und blablabla hatte ich irgendwie das Gefühl, es könnte ganz lustig sein, die alle mal wieder zu sehen. Das habe ich dann nochmal heftig bezweifelt aber es war dann doch ein recht lustiger Abend. Eigentlich genauso wie die Abende in der Kollegstufe und es hat sich auch wirklich kein einziger von den Anwesenden nur ein bisschen verändert. Bis auf Harald, der fast keine Haare mehr hat und Magdalena, die ihre Piercings losgeworden ist.

Weihnachten dann in der Schweiz, wo es Heiligabend tatsächlich geregnet hat. Das wurde aber schnell zu sehr dezentem Schnee, den ich drei Tage lange ausgiebig genossen habe. Silvester in Berlin. Der 30. war mit einer mehrstündigen Schneeballschlacht mal wieder sehr viel lustiger als der 31., an dem ich herausgefunden habe, dass es auch Berliner gibt, die sich wie Münchner aufführen.

Neujahr habe ich mich sehr gefreut, fast zwei Wochen in meiner Lieblingsstadt zu verbringen. War viel im Englischen Garten, zweimal Skifahren, einmal Schlittenfahren, habe den Winter genossen und überhaupt nicht an meine Prüfungen gedacht, die mir bevorstanden.



Die letzen
Von denen hatte ich nämlich zwei zu schreiben, zwei Arbeiten abzugeben und ein Projektpraktikum abzuschließen. Ich komme natürlich nicht umhin zu bemerken, dass es sich bei besagten um die letzten Prüfungen meines Diplomstudiums handelten. Dazu musste ich sie allerdings auch bestehen, was mich dazu gezwungen hat, dass ich den gesamten restlichen Januar, wenn nicht in einer Chorprobe, in meinem Zimmer verbrachte.
Hat sich allerdings ausgezahlt. Mittlerweile habe ich alle Noten beisammen und auch eigentlich ganz ordentlich abgeschnitten bis auf eine 4. Das ist eine 5 von maximal 10 Punkten im spanischen Notensystem. Das "ganz ordentlich" bezieht sich übrigens ebenfalls auf dieses System, was sich bei weitem nicht linear ins deutsche übertragen lässt, da der Noten Durchschnitt hier generell geringer ist und ab 8 Punkten stark differenziert wird.
Jetzt muss ich also "nur noch" die Fächer an der TU anerkannt bekommen und noch ein Betreuer hier für meine Doplomarbeit finden. Ich München hab ich schon einen aber hier stehe ich damit noch ziemlich am Anfang.

Lieder aus dem Wald
Von den erwähnten Chorproben gab es übrigens reichlich. Da wir nur etwas mehr als drei Wochen hatten, um Sosztakovics "Waldlied" (Canto de los bosques) einzustudieren haben wir uns jeden Dienstag, Mittwoch, Donnerstag, Samstag und Sonntag zwei bis drei Stunden dem trällern gewidmet. Immerhin ging es hier darum, sich auf ein Konzert im Palau de la Musica vorzubereiten, wobei es sich um den wichtigsten Konzertsaal Valencias handelt.
Dort aufzutreten war dann tatsächlich erinnerungswürdig. Unterstützt wurden wir vom Chor, Kinderchor und Orchester des Konservatotiums womit wir ein stattliche Größe besaßen. Der Saal war voll und da ich mich in der Zwischenzeit in die russischen Klänge eingehört hatte, konnte ich das Konzert richtig genießen. Ich musste außerdem dran denken, wie ich im Oktober auf genau dem gleichen Platz als Zuschauer saß und mir dachte, dass ich normalerweise singe, wenn ich hinter dem Orchester sitze, aber wahrscheinlich nie in diesem Saal singen werde.

Und da das anscheinend noch nicht genug war, sangen wir außerdem eine Messe in dem kleinen Dorf Bocairent, welches wildromantisch mitten in den Bergen auf der Spitze eines kleines Hügels liegt. Dort feierte man den Schutzpatron des Dorfes Sant Blas. Das ist dort der wichtigste Feiertag des Jahrs und so verkleidet sich das ganze Dorf nach verschiedenen Gruppen mit jeweils den gleichen mittelalterlich-knallbunten Kostümen. Alle Straßen und die ganze Kirche waren somit enorm farbenfroh und von Massen ausgefüllt und ich habe meinen ersten spanisch/valencianischen Gottestdienst erlebt.


Kleine Auszeit
Seitdem gönne ich mir meine "Semesterferien". Tatsächlich gingen die Vorlesungen letzte Woche schon wieder los. Bin aber zuversichtlich, dass ich meine Fächer anerkannt bekomme und widme mich daher aussschließlich meiner Diplomarbeit.

Und gerade bin ich in Lissabon angekommen, wo ich das Wochenende mit einem Freund aus München verbringen werde, der gerade ein Projekt an der Uni in Porto gemacht hat. Nächstes Wochenende gehts dann nach Madrid und schon ist es nicht mehr weit bis zu den Fallas =)

3 Kommentare:

  1. Wow.
    Was steht eigentlich auf der Schärpe von dem Typen? Botschafter der Christen?

    AntwortenLöschen
  2. Jep ;) Das war der Chef der "Kreuzritter"-Gruppe.

    AntwortenLöschen
  3. hehe, like. lustig erfahrungen lassen sich 1:1 übertragen. Grüß' mir lissabon, ist eine faszierende stadt :-) Einzige sache: Wo ist das foto vom janni ;-)?

    AntwortenLöschen