Montag, 2. November 2009

Senderismo

Endlich muss ich nicht mehr befürchten, dass ich meine Wanderschuhe umsonst mitgeschleppt habe. Am Samstag haben wir uns zu viert ein Auto gemietet und sind damit eineinhalb Stunden westlich zu einem Stausee gefahren um uns dort etwas die spanische Natur anzuschauen.

Die günstigste Autovermietung befindet sich in der Nähe des Flughafens, wohin ich Samstag in aller Herrgottsfrüh (um acht!) mit meinem Roller auf den Weg gemacht habe. Leider hatten wir keine Adresse weswegen ich dem vom Flughafen fahrenden Shuttlebus verfolgen musste und dabei die Höchstgeschwindigkeit meines Zweirads ausreizen durfte. Mit dem Ford Fiesta gings dann das erst für mit vier Rädern in den valencianischen Straßenverkehr. Das Abhandensein von Fahrspuren auf Kreuzungen und in Kreisverkehren (und auch sonst an allen möglichen Stellen) geht einem noch mehr ab, wenn man eine ganze ausfüllen würde. Besonders verwirrend sind die Kreuzungen, deren Straßen auf der eine Seite drei, und auf der anderen seite vier Spuren haben, sodass man plötzlich zwischen zweien fährt.

Gegen Mittag und nachdem wir uns bei eine Touristeninfo mit Kartenmaterial zugedeckt hatten und einer halbstündigen Fahrt durch ein absolutes Nichts, haben wir dann ein kleines Bergdorf mit 500 Einwohnern und Burg erreicht, wo unsere auserwählte Route startete. Meine Vorstellung von wie eng und steil Straßen sein können um gerade noch mit einem Kleinwagen befahrbar zu sein erfuhr allerdings eine enorme Ausdehnung.

Die Strecke war sehr beeindruckend, abwechslungsreich und zum Glück nicht allzu anstregenden, da die Temperaturen immernoch sommerlich sind und wir wegen einem Missverständnis zu wenig Wasser dabei hatten. Die Landschaft bot alles von verdörrten Feldern über strüppige Hänge bis zu üppig grünen Flusstälern mit gelb strahlenden Bäumen. Außerdem habe ich gelernt, dass Mandeln wie Blätter an Bäumen wachsen, von denen wir einige gefunden und uns an ihren Früchten bediehnt haben.

Der Rückweg verlief dann etwas entspannter auf einem breiten Feldweg, sodass man nicht mehr unterunterbrochen über Steine balancieren musste. Nach einem kleinen Querfeldein-Abschnitt - da die Markierung auf einen Pfad verwies, der nach ein paar Metern an einem strüppigen Hang endete - kamen wir wieder an den Fluß, dem wir auch auf dem Hinweg ein Stück gefolgt sind. Sein blau sah so unglaublich einladend aus, dass wir kurzerhand an einer ruhigen Stelle reingesprungen sind. Nach einem ganzen Tag schwitzen ist das eine unglaublich herrliche Erfrischen, auch wenn ich seit Norwegen nicht mehr in so kaltes Wasser gesprungen bin, dass nicht mehr einfach kalt war sondern weh tat.

Nachdem wir uns dann wieder abgetrocknet und angezogen hatten bemerkten wir allerdings, dass der schöne breite Feldweg nach 10 Metern hinter der nächsten Kurve urplötzlich auf einem Acker endete, welcher von eine Flußbiegung begrenzt wurde, womit wir in einer richtig Sackgasse steckten und umkehren mussten. Die Stelle zu finden, wo wir falsch abgebogen sind war nicht sehr schwer, aber die Sonne war bereits hinter den Bergen verschwunden, als wir noch im Fluss waren und es begann rasch dunkler zu werden. Mit der allerletzten Helligkeit und unterstützt von einem gelben Vollmond fanden wir zurück zu Auto. Eine viertel Stunde später war es stockfinster.

Leider war das Abenteuer noch nicht zu ende, da ich beim Versuch, das Dorf auf dem gleichen Weg zu verlassen herausfinden musste, dass man nicht alle von beiden Seiten befahren kann (man aber glaube ich schon). Bei einer 90°-Kurve bei gefühlten 100% Steigung war für den Fiesta schluss und die Reifen drehten beim Anfahren durch, weswegen ich wohl oder übel rückwarts zurück musste. Zum Glück fanden wir dann noch eine etwas freundlichere Straße und erschöpft aber glücklich gings wieder nach Valencia.

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